LF 4 (5) Bevölkerungsexplosion

In ihrem Herbstgutachten 2019 warnen die sog. Wirtschaftsweisen die Bundesregierung davor, immer höhere Steuerzuschüsse in die Rentenversicherung zu transferieren. Bereits heute fließt insgesamt knapp eine Billion Euro pro Jahr in die Sozialkassen, was fast einem Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung der BRD entspricht. Bis zum Jahr 2045 müssten es dann 1,6 Billionen Euro sein.
Wir können es vorab gesagt kurz machen. Das Problem bei der Bevölkerungsexplosion und der Implosion der Sozialkassen sind nicht die Kinder, sind nicht die Geburtenraten. Es sind die Alten, weil sie keinen Platz machen.
Die Zahl der Geburten geht nicht nur bei uns, sondern auch weltweit bereits deutlich zurück. Gemäß der UNO-Bevölkerungsprognose wir sich die globale Geburtenrate, die 2019 bei 2,47 Kindern pro Frau liegt, bis zum Jahr 2065 auf 2,1 eingependelt haben, was dann von den Geburten her gesehen zu keinem Wachstum mehr führt. 2,1 Kinder pro Frau ist die Rate, die für eine gleichbleibende Bevölkerungsentwicklung vonnöten ist. Allein die afrikanischen Länder treiben derzeit noch die Geburtenrate nach oben. Aber auch dort kann der Abwärtstrend bereits deutlich konstatiert werden.
Weltweit bleibt die Zahl der Kinder bis 14 Jahre bereits nahezu gleich. Bei der derzeit gegebenen Gesamtzahl der Weltbevölkerung von 7,7 Milliarden entfallen 2 Md. auf die Kinder, Tendenz gleichbleibend.
Ganz anders sieht es bei den über 65jährigen aus. Heute gibt es 0,7 Milliarden Alte. Im Jahr 2100 werden es nach der UNO-Prognose 2,5 Md. sein, ein Anstieg um mehr als 300 Prozent. Demgegenüber steigt die Zahl der Erwachsenen im Erwerbsalter im gleichen Zeitraum nur noch von 5,1 Mrd. auf 6,5 Md. Sie werden die 2 Md. Kinder großzuziehen haben und sollen zusätzlich 2,5 Md. Alte alimentieren.
Den 6,5 Md. – theoretisch – Erwerbstätigen, die ja auch selbst noch leben und konsumieren wollen, stehen dann 4,5 Md. Kostgänger gegenüber. Im Jahr 2100, so die Prognose, werden demnach 11 Milliarden Menschen den Planeten bevölkern, im Jahr 1500 lag die Zahl noch bei 500 Millionen. Schwindelerregend.
Zukunftsoptimisten und Technikfreaks mögen glauben, Roboter, riesige Gewächshäuser und bisher noch unbekannte Nahrungsquellen werden schon noch für uns sorgen. Außerdem würden die Menschen auf andere Planeten auswandern usw. usw. Das Nahrungsproblem mag lösbar sein. Wie aber soll angesichts der aufgezeigten demographischen Disparitäten der gesellschaftliche Zusammenhalt noch aufrechterhalten werden?
Japan liefert ein anschauliches Beispiel für die herannahende Entwicklung. Die Renten sind vergleichsweise gering, die Gesamtbevölkerung schrumpft aufgrund der zurück gehenden Geburtenrate, die unter 2,1 pro Frau liegt.  Die Überalterung ist das Problem.
Die Regierung des Landes versucht sich in bereits recht drastischen Maßnahmen. Die Alten sollen möglichst bis zum 70. Lebensjahr arbeiten. Die Mehrwertsteuer wurde unlängst um 7 Prozentpunkte erhöht, um den drohenden Kollaps des Rentensystems aufzufangen.
Sieht es bei uns viel rosiger aus? 1960 lag die durchschnittliche Rentenbezugszeit noch bei 10 Jahren, heute liegt sie bereits bei 20 Jahren. Die Alten beziehen also doppelt so lang Rente, wie das noch 1960 der Fall war. Das bisherige Umlagesystem wird nicht zu halten sein, trotz der Steuerzuschüsse. 54% der Deutschen glauben laut einer Umfrage bereits heute an den Rentenkollaps.
Die Jahre bis 1925 gelten noch als die „leichteren“ Jahre. Die FDP und andere propagieren als Lösung die private Vorsorge, aber ein Drittel der derzeit Lebenden hat dazu gar nicht die Mittel. Die übrigen mögen sich die enorme Summe ausrechnen, die angespart werden müsste.
Auch sollte bedacht werden, dass die Kosten einer Pflegebedürftigkeit mit Heimaufenthalt so hoch sind, dass die eigene Rente fast niemals ausreicht. In Deutschland sind aber heute bereits 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig, da hilft der Verschiebebahnhof zwischen den Sozialkassen auf die Dauer auch nicht weiter.

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