LF 5 (2) Die Macht des Lebenstriebs

Auch der Astrophysiker Stephen Hawking (Brief Answers to the big Questions, E-Book, Kindle, Pos 769 ff.) kann aus seiner Sicht erklären, warum das einzelne Lebewesen aus seiner Ego-Perspektive heraus nicht mit dem großen Verfall in die Entropie einverstanden sein kann. Einfach gesagt, physikalisch strebt alles dem Wärmetod entgegen, und dieser Prozess ist unumkehrbar (2. Hauptsatz der Thermodynamik) Das einzelne Leben aber – so Hawking – ist ein System, das in sich selbst besteht. Es stellt sich der großen physikalischen Tendenz entgegen. Es muss also versuchen, kraft des Systems seiner eigenen Lebendigkeit, Wärmepotenzen (Nahrungskalorien) aufzunehmen und sich konträr zum allgemeinen Wärmetod zu behaupten, indem es seine eigene Ordnung aufrecht erhält.
Philosophisch gesagt, das Leben versucht mit all seiner Kraft den Tod zu negieren, ihn irgendwie aufzulösen. Auch von der Physik her wird also nachvollziehbar, dass unser Vitaltrieb so grundlegend und mächtig ist. Er fesselt uns an das Leben.
Wer den Freitod sucht, muss zu einem Entfesselungskünstler werden. Das Leben hält uns in seinem Griff, biologisch und sozial werden wir vereinnahmt und nur mühsam können wir uns aus seinen Fesseln lösen. Auch in der größten Katastrophe werden die Menschen hartnäckig versuchen weiter zu leben, den Ameisen gleich.

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