Zur LF 9 Sterbewunsch

Ein großer Spaß,  dieses Sterben. Nur das Warten nervt.

So sah es Wolfgang Herrndorf, der bitter darum ringen musste, sterben zu dürfen. Schließendlich gelang es ihm blutig mit einer Pistole.

Herrndorfs Forderung nach einem freien Zugang zu Suizidmedikamenten, also käuflich in jeder Apotheke, wurde als eine Provokation aufgenommen.

Wieso eigentlich? Natürlich müsste eine freilassende Beratung vorausgehen, ähnlich der bei einem Schwangerschaftsabbruch.

Wenn du magst,  google  Herrndorf einmal –  bewegend und interessant.

Eine Antwort auf „Zur LF 9 Sterbewunsch“

  1. Nun, zunächst einmal danke für den Hinweis auf Wolfgang Herrndorf. Es ist eine Geschichte, die mich stark an meinen Bruder erinnert. Auch er hatte einen wachsenden Hirntumor, der nicht mehr heilbar war. Obwohl er das wusste ließ er sich in einen Hospiz einweisen. Dort hat man ihn zwar unterstützt, aber nicht dahingehend, dass man seine Leidenszeit verringert hätte. Er hat sehr oft davon gesprochen, dass er lieber gleich gehen würde, aber man hat es ihm versagt. Ein ganzes Jahr in höchster Pflegestufe verbrachte er im Bett, wissend, dass er sowieso sterben würde. Er konnte nur weiterleben, weil er mit Cortison und Morphium vollgepumpt wurde. Beim letzen Besuch konnte ich ihn kaum erlkennen, so aufgeschwämmt war er. Letztendlich ist er jammervoll erstickt, indem er ganze vier Stunden nach Luft rinen musste, bis er endlich sterben konnte. Ich habe mich immer gefragt: wozu so lange leiden?

    Was mich bei Herrndorf beeindruckt hat, ist, dass er seine letzte Zeit beschrieb als: besser, weil „ich leben konnte , wie ich wollte.“
    Offensichtlich konnte er sich entscheiden, für die verbleibende Zeit sein Leben entsprechend zu ändern, um noch nicht gelebte Möglichkeiten zu nutzen und noch neue Erfahrungen hinzuzugewinnen, die seinen Umständen besser entsprachen. Er wusste genau, wann es für ihn Zeit wurde: wenn er sein Beusstsein zu verlieren schien.
    Das erinnerte mich stark an ein Interview von Max Frisch, in dem er aussprach: „Das schlimmste ist, das Gedächtnis zu verlieren. “ Vielleicht könnte das ein Zeitpunkt sein, zu gehen. Aber dann hat man es irgendwie doch dem Lauf der Zeit überlassen, wann es geschieht.

    Das schwierigste ist offensichtlich, ein Entscheidung zu fällen, selbst wenn noch das Leben einigermaßen gut verläuft, aber man -vielleicht aus Altersgründen – das Gefühl hat, es sei genug. Wenn man das Gefühl hat, alles gehabt zu haben, was ein glückliches Leben ausmacht, wenn die Bilanz sagt: es reicht jetzt.

    Womit Herrndorf auch recht hatte: dass es richtig wäre, wenn man für diesen Fall sich in einer Apotheke nötiges Medikament besorgen kann, ohne kriminalisiert zu werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.